Sternenpark Rhön - Himmelsvorschau
Himmelsvorschau für November
Feierabend-Astronomie, ein Komet und viele kleine Schnuppen
LANDKREIS FULDA, 31.10.2025. Was uns die Sterne im November bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.
„Wie wohl ist mir im Dunkeln! Wie weht die laue Nacht! Die Sterne Gottes funkeln in feierlicher Pracht.“ Diese Zeilen aus dem Gedicht „Die Sterne“ des Theologen Ludwig Kosegarten stammt aus einer Zeit, als die Sternenpracht noch nicht durch menschengemachtes Kunstlicht vertrieben wurde. Die natürliche Dunkelheit ist jedoch unverzichtbar für sämtliche natürliche Kreisläufe und alle Lebewesen. Und sie beschert uns nebenbei noch den wohl schönsten Anblick auf Erden: unser Sternenzelt.
Schweifsterne, zunehmender Mond und Saturn zum Feierabend
Bei aller ewig währenden Beständigkeit des Laufs der Gestirne gibt es immer wieder Ereignisse, die die himmlische Gleichmäßigkeit unterbrechen. Und so lohnt sich gleich zu Beginn des Einbruchs der Dunkelheit – die mittlerweile schon zu Feierabend hereinbricht – der Blick nach Südwesten. Dort ist noch bis in die erste November-Woche hinein der Komet mit Namen C/2025 A6 Lemmon zu sehen. Sein langer Schweif ist im Fernglas gut zu erkennen. Karten und Informationen im Internet, zum Beispiel auf der Webseite der Vereinigung der Sternfreunde, helfen beim Aufsuchen.
Kometen, früher auch Schweifsterne genannt, faszinieren die Menschheit seit jeher – und waren früher furchteinflößend. Heute weiß man, dass die kleinen Körper aus Eis und Staub sind und aus den eisigen Zonen am äußeren Rand des Sonnensystems stammen. Sie sind ein weitgehend unverändertes Relikt aus der Entstehungszeit unseres Planetensystems und damit wissenschaftlich höchst interessant.
Löst man den Blick von Lemmon, fällt gleich zu Monatsbeginn der zunehmende Mond auf. Schon am 5. November ist Vollmond, und mit einem geringen Abstand von 357.000 km wird sein silbriges Licht die Nachtlandschaft in ein besonderes Licht tauchen. Gerade in Verbindung mit dem wolkigen Novemberhimmel sieht man dann besonders schöne Lichtspiele – von oben hinterleuchtete dunkle Wolken, Mondhalos und Schattenspiele.
Mit dem Mond ist am Feierabend-Himmel auch gleich schon der Ringplanet Saturn zu bewundern. Am 1. November steht er direkt neben dem Mond. Später am Abend gesellt sich der mächtige Jupiter hinzu – er hält sich momentan im Sternbild Zwillinge auf.
Ein wunderlicher Stern im Sternenmeer
Wie üblich zu dieser Jahreszeit sind am frühen Abend noch die Sommersterne und die Milchstraße gut zu bewundern. Den Südhimmel beherrschen die eher lichtschwachen Herbststerne. Ein Stern sticht jedoch heraus – es ist Mira, die Wunderliche, im Sternbild Südlicher Fisch, die zu Monatsanfang tief in Südrichtung steht. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie als veränderlicher Stern in einem Zyklus von 330 Tagen ihre Helligkeit von mit bloßem Auge gut sichtbar bis mit bloßem Auge unsichtbar verändert. Dieser Rhythmus wurde 1596 vom ostfriesischen Landpfarrer David Fabricius entdeckt.
Hinter solchen Phänomen steckt eine Vielzahl physikalischer Prozesse. Erkenntnisse daraus führen immer wieder in die Welt der Quanteneffekte, für die in diesem Jahr der Physiknobelpreis verliehen wurde. Die Astronomie gilt nicht umsonst als Mutter aller Naturwissenschaften – auch vor diesem Hintergrund sollte die Sichtbarkeit des Sternenhimmels uns allen ein wichtiges Anliegen sein. Als man erkannte, dass es sich beim Nebelfleck im Sternbild Andromeda um unsere Nachtbargalaxie handelt, hat das vor 100 Jahren unseren Blick auf den Kosmos fundamental verändert.
Herbstnächte sind eine gute Gelegenheit, mit dem Fernglas auf Streifzug zu gehen: Rund um das Sternbild Andromeda sieht man einige Galaxien, die im Fernglas als Nebelfleck er-scheinen. Um die im Osten aufsteigenden Wintersterne kümmern wir uns im Dezember…
Sternschnuppen statt Plastik-Lichterketten
Ab Monatsmitte und passend zur Neumondphase sind die Leoniden los. Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn einen Bereich mit Hinterlassenschaften des kurzperiodischen Kometen Tumple-Tuttle, der alle 33 Jahre die Sonne umrundet. Das nächste Mal wird dies 2031 der Fall sein. In den Jahren danach kommt es zu regelrechten Sternschnuppenschauern. 1966 kam es zu einem Meteorsturm mit mehreren Tausend Sternschnuppen pro Stunde, und auch historische Zeichnungen und Berichte belegen den himmlischen Naturlichtregen.
Mit der Normalzeit wird uns der Feierabend erstmal düster und wüst vorkommen. Die Versuchung, mit Kunstlichtprodukten die Dunkelheit, die dank Mond- und Sternenlicht immer wieder anders dunkel und faszinierend ist, zu vertreiben, ist groß. Doch sollte uns klar sein, dass neben den notwendigen Ressourcen insbesondere auch die tierischen Gartenbewohner unter Kunstlicht leiden. Sternenlicht dagegen ist kostenfrei, verbraucht keine Ressourcen, richtet keinen Schaden an und berührt die Herzen. Gerade in der dunklen Jahreszeit.
Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.
Bildrechte
Grafiken: Vereinigung der Sternfreunde e. V.
Veranstaltungen im Sternenpark Rhön finden Sie auf www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark
Hintergrund: Sternenpark Rhön
International Dark Sky Reserve: Dieser Titel wurde dem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auf Antrag der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Landkreise (ARGE Rhön) im Sommer 2014 verliehen. Die International Dark Sky Association (IDA) vergibt den Titel an Schutzgebiete mit einem sternreichen Himmel und einer weitgehend intakten Nachtlandschaft, die wegen ihres ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Werts beziehungsweise ihrer Bedeutung für Bildung und Erholung großräumig geschützt werden. In Deutschland heißen diese Gebiete Sternenpark.
Die Kulisse des Sternenparks Rhön erstreckt sich im Wesentlichen über das Gebiet des Biosphärenreservats. Mehr als 40 Kommunen in Hessen, Bayern und Thüringen haben freiwillig die Sternenpark-Beleuchtungsrichtlinien unterzeichnet. Aber auch Kommunen außerhalb der Gebietskulisse beteiligen sich am Schutz der Nacht. Ziel ist, Lichtverschmutzung bestmöglich zu reduzieren – also zu verhindern, dass künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und somit wiederum die Natur und Schutzgebiete aufhellt. Rechtliche Grundlagen liefert unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz.
Zu den Maßnahmen im Sternenpark zählen die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen unter Beachtung von Parametern wie zielgerichtete Lichtlenkung, warme Lichtfarben mit geringem Blauanteil und bedarfsorientiere Beleuchtung und Intensität, aber auch zeitweise Abschaltung in der Nacht, für die sich Kommunen und Unternehmen freiwillig entscheiden.
Das Projekt Sternenpark ist aber nicht nur ein relevanter Bestandteil im Klima- und Artenschutz in der Region, sondern die Region profitiert auch im Bereich Tourismus und Erholung von der Auszeichnung. Im Sinne einer umweltfreundlichen Besucherlenkung und der Umweltbildung wurden Angebote wie Sternenparkführungen und Himmelsschauplätze entwickelt. Die Auszeichnung der IDA ist nicht auf Dauer verliehen, sondern die Maßnahmen werden jährlich evaluiert. Der Sternenpark Rhön ist somit ein Gemeinschaftswerk der Kommunen, Unternehmen und den Menschen, die in der Region leben.
Rund um das Thema Beleuchtung erhalten Kommunen, Vereine und Gewerbetreibende, aber auch Privatleute Beratung. Auch Fördermittel stehen unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung. Ansprechpartner sind die Fachstelle Sternenpark beim Landkreis Fulda sowie die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in Hessen, Bayern und Thüringen.
Infos zum Sternenpark
Die monatliche Himmelsvorschau, ausführliche Informationen zum Sternenpark, zum Thema Schutz der Nacht und umweltverträgliche Beleuchtung sowie Erlebnisangebote und Veranstaltungen im Sternenpark Rhön findet man auf der Webseite des Biosphärenreservats: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark

